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Die Schranke

Das ländliche Forschungszentrum aufwartet dem Besucher zu allererst mit einer Schranke. Ein Schlagbaum, eine Barriere, die Grenze zwischen der Forschung und dessen Zentrum sowie der Straße, auf der das Leben vorüberfährt.
Diese Schranke schützt nicht etwa Menschen und Fahrzeuge vor einem Zug, nein, hier kommt kein Zug, hier kommt keiner zum Zuge. Die Schranke behütet die zentralisierten Insassen bestenfalls vor einem Luftzug, könnte ja schädlich sein, wenn ihnen der Wind, vor allem der Westwind, zu sehr um die Ohren pfeift. Vielleicht kriegt jemand Wind, dass sein Zug eigentlich schon abgefahren ist.
Der Fallbaum symbolisiert, hier muss man sich in Schranken halten, sonst wird man in diese gewiesen. Wo kämen wir hin, würde jeder die Schranken fallen lassen, so wissenschafteln, wie ihm gerade ist oder gar anwenden, was er gelernt hat? Das hieße ja, Althergebrachtes in die Schranken zu fordern.
Nein. Man soll sehen: Wer es hier wagt, uneingeschränkt die Augen zu öffnen oder gar zum Denken schrankenlos den eigenen Kopf zu benutzen, wird unweigerlich vor die Schranken zitiert.
Die Schranke will sagen: Hier herrscht solide Beschränktheit.

(Heino Hertel - 1985)

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